EU-Projekt zur psychosozialen Unterstützung und mentalen Gesundheit
Das Deutsche Rote Kreuz bietet Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine in Oldenburg und im Landkreis Wesermarsch
Der DRK-Landesverband Oldenburg e.V. und der DRK-Kreisverband Wesermarsch e.V. beteiligen sich als Projektpartner am EU-Projekt zur psychosozialen Unterstützung und mentalen Gesundheit „Mental Health and Psychosocial Support (MHPSS), Provision of quality and timely psychological first aid to people affected by Ukraine crisis in impacted countries (EU4Health)“. Das Projekt wird durch die EU-Kommission gefördert und durch das IFRC (International Federation of Red Cross) Regionales Büro Europa in Budapest federführend koordiniert. Insgesamt beteiligen sich 25 Nationale Rotkreuz-Gesellschaften. In Deutschland ist das Projekt bundesweit nur an zwei Standorten verortet: im Landkreis Wesermarsch und im Begegnungszentrum KAISER 19 in Oldenburg.
Seit dem Projektstart im Januar 2023 wurden bereits viele Maßnahmen umgesetzt: Im DRK-Kreisverband Wesermarsch e.V. wurde eine Helpline (telefonische Akutnotfall-Unterstützung) für ukrainische Geflüchtete etabliert. Die ukrainische Psychiaterin und stellvertretende Chefärztin und Expertin für psychiatrische Forensik, Viktoriia Mihova, unterstützt gemeinsam mit der ukrainischen Sprachmittlerin, Natalia Eisenmann, Betroffene in psychischen Notlagen in Form von Einzelfallberatungen per Telefon, E-Mail und in Präsenz.
„Die Geflüchteten haben immer noch Probleme mit der neuen Lebenssituation zurecht zu kommen und einen Job zu finden. Die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, verändern sich täglich. Es müssen viele Dokumente ausgefüllt werden, die in einer fremden Sprache sehr angsteinflößend sein können. Wir helfen ihnen nicht nur beim Ausfüllen dieser Dokumente, sondern helfen ihnen auch, aus ihrer Paniksituation herauszukommen und unterstützen sie mental.“, so Peter Deyle, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Wesermarsch e.V. und Projektleiter EU4Health im Kreisverband.
Im DRK-Landesverband Oldenburg e.V. ist das Projekt im Begegnungszentrum KAISER 19 in Oldenburg etabliert und unterstützt ganzheitlich Geflüchtete aus der Ukraine. Durch Gruppenaktivitäten im Bereich Bildung, gemeinsame Freizeitgestaltung, soziale Interaktion, Arbeitsmarktorientierung und die Ermutigung zu eigenem Engagement sollen Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt ihre persönliche Handlungsfähigkeit weitest möglich zurückgewinnen. Hierzu gehören auch intensive und von Fachkräften angeleitete pädagogische, therapeutische und psychologische Einzelgesprächsangebote, um die Folgen von Krieg, Flucht, verschiedener Traumata und Verlusten professionell aufzufangen. DRK-Haupt- und Ehrenamtliche, die mit Geflüchteten arbeiten, erhalten im Rahmen dieses Projektes ebenfalls Unterstützung und Angebote in Selbstfürsorge zur Resilienz-Stärkung. In Planung sind darüber hinaus weitergehende Selfcare-Workshops zu Stress-Bewältigung und Management, Achtsamkeit und Meditation zur Förderung von mentaler Gesundheit und Resilienz für Berufsgruppen, die täglich mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen arbeiten.
„Fachkräfte, die mit Geflüchteten arbeiten, sind in besonderer Weise gefordert. Sie tragen große Verantwortung, zeigen hohes Engagement für ihre Zielgruppe und erhalten gleichzeitig tiefe Einblicke in schwierige Lebensumstände oder -schicksale. Dadurch sind sie gefährdet, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu übersehen. Sie müssen den Balanceakt zwischen Nähe und Distanz, zwischen Engagement und Abgrenzung meistern, um nicht „auszubrennen“. Deshalb sind Angebote zur Selbstfürsorge, Stressbewältigung und Burn-out-Prävention für hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende sehr wichtig.“, weiß Natascha Beyer-Zamblé, Fachbereichsleitung Migration und Projektleitung EU4Health in Oldenburg, DRK-Landesverband Oldenburg e.V.
Das DRK-Generalsekretariat in Berlin koordiniert das Projekt in Deutschland und setzt auch eigene Maßnahmen wie bspw. Train-the-Trainer-Kurse und Trainings für Ehren- und Hauptamtliche im DRK zum Thema Mental Health First Aid (MHFA) für Migrierte und Geflüchtete um.
Vom 26. bis zum 29. Februar 2024 hatte der DRK-Landesverband Oldenburg e.V. Mitarbeitende des Psychosozialen Zentrums (PS Centre) der Internationalen Föderation des Roten Kreuzes aus Kopenhagen sowie Elena Lukinykh, Referentin Migration, aus dem DRK-Generalsekretariat in Berlin zu Besuch. Zum Programm des Besuchs gehörte ein sehr konstruktiv verlaufenes Austauschtreffen mit Mitarbeitenden von Jobcenter, Agentur für Arbeit, Ausländeramt, Schulsozialarbeit, Jugendamt, Kreisrat und Polizei in der Wesermarsch. Weiterhin konnten unsere Gäste einen guten Einblick in verschiedene Fluchtgeschichten erlangen, als sie an einem Gruppenaustausch mit ukrainischen Geflüchteten in Elsfleth teilnahmen. In Tossens hat eine dort recht abgeschieden direkt am Meer lebende Familie aus der Ukraine unsere Gäste empfangen und aus ihrem Leben erzählt. Schnell wurde deutlich, dass sie sich trotz der Abgeschiedenheit bestens in die örtlichen Strukturen eingelebt haben und hervorragend integriert sind.
Darüber hinaus wurden Aktivitäten und Angebote des DRK Begegnungszentrums KAISER 19 präsentiert und ein Selfcare-Workshop für alle haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden des EU4Health-Projekts in englischer Sprache angeboten. Der Workshop war mit äußerst interessierten Teilnehmenden gut besucht und die dort vermittelten Handwerkstechniken wurden dankend angenommen.
Während des Projektbesuchs wurden Interviews mit den Projektleitungen der Standorte Wesermarsch (Peter Deyle) und Oldenburg (Natascha Beyer-Zamblé), Projektmitarbeitenden und Ehrenamtlichen (Viktoriia Mihova, Natalia Eisenmann, Basem Bitar und Galyna Kozlova) sowie Geflüchteten aus der Ukraine geführt. Diese Interviews wurden im Anschluss zu einem Film verarbeitet, der Ende April online gegangen ist und auf der Seite des PS Centre zu sehen ist. Er zeigt die Arbeit des EU-weiten Projektes in Deutschland und gibt einen guten Einblick in die Situation von Geflüchteten.
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