Kommentar zur DRK-Studie von Präsident Gels: Es fehlt an Dankbarkeit und Wertschätzung

Der Präsident des DRK Landesverbandes Oldenburg e.V., Helmut Gels, gibt eine Wortmeldung anlässlich der am Donnerstag veröffentlichten DRK-Studie »Übergriffe auf Rettungskräfte«.

 

Wir beobachten seit Jahren Veränderungen in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens und stellen fest, dass sich neben Dankbarkeit und Anerkennung für die Hilfeleistung in der Notsituation heute auch ein verändertes Anspruchsdenken und ein stärkeres Mitwirkungsbedürfnis etabliert haben. Das ist eine Entwicklung, die auch aus den neuen Kommunikationsmedien herrührt, die uns täglich dazu animieren, auf Ereignisse oder Meldungen sofort, und vor allem emotional, zu reagieren, ohne die Hintergründe genau zu kennen.

Neben verbalen oder körperlichen Angriffen am Einsatzort sehen sich die Helfenden deshalb z. T. auch persönlichen Beleidigungen oder Verleumdungen in den neuen Kommunikationsmedien ausgesetzt, zumeist im Zusammenhang mit einem konkreten Einsatz. Auch über diese „Übergriffe“ muss gesprochen werden.

Der DRK Landesverband Oldenburg e.V. plant diesbezüglich in Kooperation mit weiteren Beteiligten nach der Corona-Pandemie eine Öffentlichkeits-Kampagne, die diese Entwicklung aufarbeitet und der Arbeit von Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr usw. eine neue Wertschätzung und Beachtung in der Gesellschaft zu Teil werden lässt.

 

Neugierige Zuschauer spielen eine besondere Rolle

Wenn Zuschauer ein Unfallgeschehen zum Anlass nehmen, Fotos zu machen, kann das weitreichende Folgen haben. Das Fotografieren eines Unfallopfers ist nicht nur pietätlos, sondern stellt auch eine Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte dar. Der Notleidende ist häufig nicht selbst in der Lage, sich dagegen zu wehren. Wenn eine oder einer der Helfenden diese Situation bemerkt und die Zuschauer auffordert das Fotografieren zu unterlassen, führt dies in einigen Fällen heute zu Gegenwehr. Hier kann unter Umständen eine Reaktionskette in Gang gesetzt werden.

Die gesellschaftliche Veränderung wird an diesem Beispiel sehr deutlich. Während man früher schlicht betroffen war und bewusst nicht „hingeschaut“ hat, gibt es heute eine Tendenz dahingehend, alles sehen, alles mitbekommen zu wollen, um es für eigene Zwecke nutzen zu können, ohne die Rücksichtnahme auf andere.

Helmut Gels | Präsident
DRK Landesverband Oldenburg e.V.

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