Offener Brief: Stärkung der Gesundheitsversorgung im Nordwesten

Helmut Gels, Präsident des DRK Landesverbandes Oldenburg e.V., unterstützt in einem Offenen Brief an die beiden niedersächsischen Ministerien für Wirtschaft und Wissenschaft, das Anliegen, die Studienplätze an der European Medical School (EMS) weiter auszubauen, und die erforderlichen Landeszuweisungen im nächsten Haushalt des Landes zu verankern.

Stärkung der Gesundheitsversorgung im Nordwesten

Oldenburg, den 04. Februar 2021

 

Sehr geehrter Herr Minister Thümler,
sehr geehrter Herr Minister Althusmann,

jetzt ist die Zeit ein starkes Signal zu setzen für die Stärkung der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen. Der DRK Landesverband Oldenburg e.V. unterstützt das Anliegen die Studienplätze an der European Medical School weiter auszubauen. Dafür muss jetzt ein Aufwuchs der Landeszuweisung im nächsten Haushalt des Landes Niedersachsen verankert werden.

Wir erleben in der Corona-Pandemie eine Ausnahmesituation, die unser Gesundheitssystem und alle dort tätigen Menschen an den Rand der Belastungsgrenze bringt. In der Pandemie steht Niedersachsen im bundesweiten Vergleich relativ gut da, das liegt an der funktionierenden Strategie der Landesregierung und unserem leistungsfähigen Gesundheitssystem mit seinen hingebungsvollen Ärztinnen und Ärzten, den tüchtigen Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger und vielen weiteren engagierten Menschen. Doch damit das Gesundheitssystem in Niedersachsen auch in den nächsten Jahren leistungsfähig bleibt, müssen jetzt die Weichen gestellt werden und zuvorderst neue Medizinstudienplätze geschaffen werden.

In Niedersachsen gibt es einen Bedarf von ca. 17.400 neuen Ärztinnen und Ärzten bis 2030. Der Nordwesten Niedersachsen ist von diesem Ärztemangel besonders betroffen, allein hier fehlen uns 5.500 Ärztinnen und Ärzte bis 2030.  Im Deutschen Roten Kreuz im Gebiet des Landesverbandes Oldenburg bemerken wir bereits jetzt in vielen Bereichen den Mangel an ärztlichem Personal. Von der Notarztversorgung, über die ärztliche Begleitung der Blutspendetermine bis hin zur Gewinnung ärztlichen Personals in unseren Mutter-Kind-Vorsorgeeinrichtungen, ist die schwierige Situation unverkennbar.

Kernproblem ist, dass die bestehenden Ausbildungsstrukturen unterdimensioniert sind. Seit Jahren ist Niedersachsen auf den Zuzug von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland angewiesen, um bestehende Bedarfe decken zu können. Derzeit gibt es nur 801 Medizinstudienplätze in Niedersachsen, bis 2030 kann so nicht einmal 50 % des Ärzte-Bedarfs gedeckt werden. Im Nordwesten ist die Situation noch gravierender 800 möglichen Absolventinnen und Absolventen in Oldenburg bis 2030 steht der Bedarf von 5.500 neuen Ärztinnen und Ärzten in der Region gegenüber. Der geplante Ausbau der Oldenburger Universitätsmedizin muss jetzt umgesetzt werden!

Die Koalition hatte bereits 2017 im Koalitionsvertrag einen Ausbau der Hochschulmedizin in Oldenburg beschlossen. Zum Wintersemester 2021/22 sollen die Studienplätze an der European Medical School von 80 auf 120 anwachsen. Dafür sind weitere Mittel in Form einer zusätzlichen jährlichen Zuweisung aus dem Landeshaushalt von 9,7 Mio. € nötig. Der aufwuchs der Landeszuweisung von aktuell 25,7 Mio. € um 9,7 Mio. € auf 35,4 Mio. € muss im Doppelhaushalt 2022/23 verankert werden, damit der geplante Ausbau der European Medical School in Oldenburg stattfinden kann.

Im Vergleich zu den anderen universitätsmedizinischen Standorten in Niedersachsen, ist die Ausbildung eines Medizinstudierenden an der European Medical School in Oldenburg mit Abstand am günstigen (bei Ausbau auf 200 Studienplätze: 243.000 € pro Studierendem). Sowohl vor dem Hintergrund des Bedarfs als auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten, führt am Ausbau der European Medical School kein Weg vorbei.

Das niedersächsische Gesundheitswesen steht am Scheideweg und Sie sind jetzt in der Position die Weichen für erfolgreiche Zukunft der Gesundheitsversorgung in Nordwest-Niedersachsen zu stellen. Unterstützen Sie den Ausbau der Universitätsmedizin in Oldenburg und verankern Sie den finanziellen Aufwuchs der Landeszuweisung um 9,7 Mio. € auf 35,4 Mio. € im Doppelhaushalt 2022/23.

Gleichzeitig bitten wir Sie, das Projekt FutureCare4All, das von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und den externen Akteuren im Rahmen eines Zukunftsclusters initiiert wurde, aktiv zu unterstützen und zu begleiten. Mit diesem Projekt ergibt sich die großartige Möglichkeit die Region nachhaltig zu entwickeln. FutureCare4All verbindet wissenschaftliche Zukunftsorientierung mit neuen wirtschaftlichen Perspektiven für die Region. Im Zentrum steht die Vision einer partizipativen und nahtlosen medizinischen Versorgung. Gerade im Bereich der Medizintechnik und hierbei speziell in der Förderung junger Start-Up-Unternehmen liegen im Rahmen dieses Projekts ungeahnte Möglichkeiten. Es ist jetzt an der Zeit die strategische Ausrichtung der Region voranzutreiben, um auf Dauer im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die Region bietet dafür die notwendigen Potentiale. Um diese Potentiale sicherzustellen, zu nutzen und weiterzuentwickeln, braucht das Projekt FutureCare4All Ihre Unterstützung.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Gels
Präsident | DRK Landesverband Oldenburg e.V.

zum Anfang