Ein Jahr Ukraine-Krise: Unverminderter Einsatz für die humanitäre Hilfe
Oldenburg, den 24.02.2023. Zum Jahrestag der Eskalation des bewaffneten Konfliktes in der Ukraine hat der DRK-Landesverband Oldenburg e.V. den Konflikt auf einer Diskussionsveranstaltung aus Sicht des Humanitären Völkerrechts und der internationalen Nothilfe beleuchtet. Mit Dr. Dieter Weingärtner (Bundeskonventionsbeauftragter) und Christof Johnen (Bereichsleiter Internationale Zusammenarbeit) haben zwei hochrangige Experten des DRK-Bundesverbandes Vorträge gehalten. In der anschließenden Diskussion unter dem Titel Verstöße gegen das Humanitäre Völkerrecht – Was kann man dagegen tun und was ist die Rolle des Roten Kreuzes? sprachen die Experten mit Helmut Gels, dem Präsidenten des DRK-Landesverbandes Oldenburg e.V. sowie Betroffenen und Helferinnen und Helfern aus der örtlichen Flüchtlingshilfe – Viktoriia Mihova (Psychiaterin aus der Ukraine) und Natalia Eisenmann (ukrainische Dolmetscherin, seit 1997 in Deutschland wohnhaft), beide aktiv im DRK-Kreisverband Wesermarsch e.V.
„Seit dem 24.02.2022 beobachten wir einen entfesselten Krieg in der Ukraine. Das Leid, das die Menschen – Zivilbevölkerung und Soldaten – in diesem Krieg erfahren, macht uns alle tief betroffen“, erklärte Helmut Gels. „Als Rotkreuzler ist die erste Frage, wie können wir den Menschen helfen? Die zweite Frage ist mit der langen Historie unserer humanitären Bewegung verbunden. Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-bewegung war maßgeblicher Initiator des Humanitären Völkerrechts. Die zweite Frage, die sich heute stellt ist, wie gehen wir mit Verstößen gegen das Humanitäre Völkerrecht um? Ich freue mich, dass wir zwei herausgehobene Experten zu beiden Fragen für Vorträge gewinnen konnten und im Anschluss dazu eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde zusammenstellen konnten.“
Den Start bildete der Vortrag Das Humanitäre Völkerrecht im Ukraine-Konflikt – Verstöße und Erfolge. Dr. Dieter Weingärtner legte dar: „Das Rote Kreuz versteht sich als Hüter und Förderer des Humanitären Völkerrechtes. Die Rolle des Roten Kreuzes ist hier aber nicht die eines Lautsprechers. Erfährt z.B. das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) von Verstößen gegen das Humanitäre Völkerrecht, bespricht es diese mit den Konfliktparteien und fordert sie abseits der Öffentlichkeit zur Einhaltung auf. Die Berichterstattung über den Konflikt in der Ukraine deutet auf zahlreiche Verletzungen hin. Bei der Einrichtung von Fluchtkorridoren für Zivilisten oder bei Besuchsmöglichkeiten oder Austausch von Kriegsgefangenen lässt sich gleichzeitig erfahren, wie das Humanitäre Völkerrecht in diesem Konflikt respektiert und beachtet wird.“
Ansprechpartner
Tim VölkerReferent Rotkreuzarbeit Tel.: 0441 92179-11
Mail: tim.voelker@lv-oldenburg.drk.de
Im zweiten Vortrag Die humanitäre Hilfe der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung im Ukraine-Konflikt zeigte Christof Johnen die vielfältige Hilfe des Ukrainischen Roten Kreuzes (URK), des Internationalen Komitees (IKRK), der Föderation (IFRK) und nationaler Rotkreuzgesellschaften wie des DRKs auf. Er erklärte: „Zusammen konzentrieren wir uns derzeit in der Ukraine vor allem auf unmittelbare Soforthilfe und die Gesundheitsversorgung für besonders gefährdete Gruppen, wie Alte, Kranke und Menschen mit Behinderung. Ein weiterer aktueller Schwerpunkt ist die Winterhilfe. Neben dem Einsatz in der Ukraine unterstützen wir auch unsere Schwestergesellschaften in Polen und Litauen.“ In den beiden Nachbarländern besteht ein erhöhter Bedarf an humanitärer Hilfe, da viele Ukrainer aus ihrer Heimat fliehen müssen. Johnen betont dabei, dass das DRK seine Hilfe langfristig anlegt und stellt klar: „Solange die Menschen in der Ukraine Gewalt und Zerstörung ausgesetzt sind, geht unser Einsatz weiter.“
Im Anschluss an die beiden Vorträge diskutierten Referenten und Gäste moderiert von Martin Schmid, Landeskonventionsbeauftragter des DRK-Landesverbandes Oldenburg e.V. zum Thema. Dabei brachten Viktoriia Mihova und Natalia Eisenmann eine besondere Perspektive ein. Beide sind aktiv in der Flüchtlingsarbeit im DRK-Kreisverband Wesermarsch e.V. und haben täglich Kontakt zu Menschen die aus der Ukraine geflüchtet sind. Viktoriia Mihova selbst kam im März 2022 als Kriegsvertriebene aus der Ukraine und hat den Schrecken des Krieges selbst erlebt.
Zum Jahrestag der Eskalation des bewaffneten Konfliktes in der Ukraine wurde den Gästen der Veranstaltung insgesamt ein eindrückliches Bild vermittelt – von den Schrecken des Krieges, von der Wirkung der humanitären Hilfe und von den Regeln im Krieges. Dabei wurden die Grenzen und Erfolge des Humanitären Völkerrechts deutlich. Am Ende blieb die Gewissheit, dass die Hilfe der internationalen Rotkreuzbewegung in der Ukraine auch im Jahr 2023 mit unvermindertem Einsatz fortgesetzt werden muss. Insbesondere in Zeiten des Krieges bleibt es die Menschlichkeit, die unser Handeln bestimmt.