Explosion im Chemieraum einer Schule – zum Glück nur eine Übung
Was geschieht, wenn sich an einer Schule ein Unglück mit mehreren Verletzten ereignet? Das Einsatz-Szenario, das sich den etwa 130 Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr und den Einsatz-Einheiten (EE) Nord und Süd des DRK Kreisverbandes Cloppenburg am Samstag, den 6. Oktober 2018, am Clemens-August-Gymnasium bot, war täuschend echt: Eine simulierte Explosion mit mehreren Verletzten in einem der Chemieräume sowie zahlreiche in Panik geratene, auf dem Schulgelände umherlaufende Schüler.
Die hierfür engagierten Statisten (Mimen) spielten ihre Rolle gut. Sie waren zuvor von der realistischen Unfalldarstellung authentisch geschminkt und prepariert worden: Es gab offene Knochenbrüche, Brandverletzungen und sogar eine lebensgefährliche Pfählungsverletzung durch eine Eisenstange. Als zusätzliche Herausforderung für die Einsatzkräfte wurden drei „Störenfriede“ eingesetzt. Auch in der Realität kommt es immer wieder vor, dass Rettungsarbeiten durch Menschen am Unfallort behindert werden. In dieser Großübung tauchten drei realistische „Störer-Typen“ auf: ein Elternvertreter, der sich hartnäckig mit Rat und Tat aufdrängte, ein rücksichtsloser Reporter auf der Suche nach einer reißerischen Meldung und eine aufgeregte Mutter, die sich selbst in die Gefahrenlage begeben und ihren Sohn ausfindig machen wollte.

Maßgeblich beteiligt waren an dieser Großübung folgende Komponenten: die EE Nord und Süd, die Freiwillige Feuerwehr, die Örtliche Einsatzleitung des Rettungsdienstes und die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV). Während die Feuerwehr-Einsatzkräfte in das Schulgebäude eindrangen und unter Atemschutz in zwei vernebelten Klassenzimmern nach Verletzten suchten, versorgten die DRK-Rettungskräfte derweil die ersten Betroffenen in einer Triage-Zone draußen vor dem Schulgebäude. „Bei einem Massenanfall von Verletzten müssen die Betroffenen innerhalb kurzer Zeit gesichtet und nach dem Schweregrad ihrer Verletzungen in vier Kategorien eingeteilt werden, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen.“, erklärt Tobias Eckholt, Katastrophenschutz-Beauftragter des DRK Kreisverbandes Cloppenburg. Am Verletztenablageplatz waren beeindruckende Szenen zu beobachten. Auch hier agierten die Mimen sehr realistisch, um den Helferinnen und Helfern einen möglichst authentischen Übungseinsatz zu ermöglichen. Ein junges Mädchen hyperventilierte mit bemerkenswerter Ausdauer. Eine andere fragte ihre Freundin mit Angst in der Stimme, „ob sie jetzt sterben würde?“ Das ließ die Einsatzkräfte natürlich nicht kalt, doch waren sie konzentriert „bei der Sache“ und versorgten routiniert jeden Patienten. Die Mimen hatten im Vorfeld eine kurze Einweisung in ihre Rolle und einen DINA4-Bogen mit ihren Vitalwerten und Verletzungsmustern bekommen. Diese Informationen wurden während der Versorgung an die Helferinnen und Helfer kommuniziert. Schülerinnen und Schüler ohne Verletzungen wurden vom Einsatz-Team der PSNV betreut, um die Situation zu verarbeiten.

Nach etwa 2 Std. war der Einsatz vorbei. Alle „Patienten“ wurden gut versorgt und in die umliegenden Krankenhäuser gebracht (Planspiel). Zum Abschluss versammelten sich die ca. 130 Teilnehmenden auf dem Lehrerparkplatz des CAG zu einem ersten Resumé. Horst Lade, Stadtbrandeister der Stadt Cloppenburg, und Tobias Eckholt, Katastrophenschutz-Beauftragter des DRK Kreisverbandes Cloppenburg, bedankten sich bei allen Mitwirkenden für ihren engagierten Einsatz. Primäres Ziel der Übung war eine schnellstmögliche und effiziente Hilfeleistung seitens der Hilfsorganisationen sowie eine geordnete, sichere Evakuierung aller Betroffenen auf dem Schulgelände. Weiterhin ging es um eine Festigung der Zusammenarbeit zwischen dem DRK und der Feuerwehr und die Kommunikation mittels TETRA-Digitalfunk. „Ein derartiges Szenario, wie es hier am CAG in Cloppenburg erprobt wurde, ist in unserem Kreisverband glücklicherweise noch nie eingetreten. Trotzdem ist es wichtig, die Abläufe einzustudieren.“, erläutert Veit Willenberg, Übungsleiter der DRK Bereitschaft Cloppenburg, der das Konzeptpapier zu dieser Übung erarbeitet hatte.
Bei der Übung waren auch Zuschauer und Gäste auf dem Schulgelände anwesend. Neben Bernd Schmitz, Geschäftsführer des DRK Landesverbandes, machten sich mehrere Vertreter der DRK-Kreisverbände, des Landkreises und der Stadt Cloppenburg vor Ort ein Bild vom Ablauf der Übung und zeigten sich sehr zufrieden. „Wir sind sehr froh, dass uns das Clemens-August-Gymnasium auf seinem Schulgelände diese Übung für den Ernstfall proben lässt. Unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer leisten hier einen großen Dienst.", betont Bernd Schmitz, den Einsatz der Aktiven. Insgesamt wurde ein positives Fazit gezogen. Anschließend gab es einen Imbiss für alle Mitwirkenden. Die DRK Bereitschaften Bösel und Molbergen hatten in Zusammenarbeit eine komplette Verpflegungsstelle eingerichtet.
Eine Nachbesprechung für die Kräfte des DRK findet im Rahmen des nächsten Dienstabends der EE Süd und Nord statt. Dann sollen die Erfahrungen im Detail reflektiert werden. Eines steht fest, die Zusammenarbeit von DRK und Feuerwehr hat sehr gut funktioniert und sollte es irgendwann, was wir nicht hoffen, zu einem solchen Szenario in der Realität kommen, sind die Einsatzkräfte nach dieser Übung bestens vorbereitet.
Anne-C. Weller
Redaktion/DRK LV Oldenburg