MTF06 im Hochwassergebiet: „Wichtig war dort die Hand zu reichen, wo es nötig war“

Die Wassermassen sind zurückgegangen, doch die Not bleibt. In den Schadensgebieten ist die Lage nach wie vor verheerend. 188 Menschen verloren ihr Leben, über 17 Menschen werden immer noch vermisst. Tausende haben ihre Existenz verloren und stehen vor dem absoluten Nichts.

 

Neben Feuerwehr, THW, Bundeswehr und anderen Hilfsorganisationen ist das Deutsche Rote Kreuz weiterhin vor Ort. Weil viele Arztpraxen und Krankenhäuser vom Hochwasser beschädigt oder zerstört wurden, hat das DRK mobile Arztpraxen zur Verfügung gestellt. Weiterhin werden durch das DRK im Ahrtal täglich bis zu 140.000 Liter Trinkwasser in den betroffenen Orten ausgegeben, zahlreiche Stromaggregate und Bautrockner zur Verfügung gestellt und Hygieneartikel verteilt. Geplant ist außerdem die Inbetriebnahme einer Kläranlage.

Insgesamt sind derzeit noch immer etwa 1.400 Helferinnen und Helfer des DRK aus dem ganzen Bundesgebiet in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Einsatz – die meisten davon ehrenamtlich. „Wir bleiben vor Ort, solange die Menschen unsere Hilfe brauchen“, so Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des DRK Bundesverbandes in Berlin.

Auch aus unserem DRK-Landesverband Oldenburg e.V. sind seit Anbeginn der Flutkatastrophe unterschiedliche Einsatzkräfte wechselweise vor Ort, und leisten personelle sowie materielle Unterstützung.

Die 12-köpfige Führungsgruppe der Medizinischen Task Force 06 Oldenburg (MTF06) war mehrfach im Schadensgebiet eingesetzt. Nachfolgend ein Rückblick in ihre Arbeit vor Ort:

Am 17. Juli wurde die MTF06 zur Ablösung der MTF10-Kräfte des Malteser Hilfsdienstes angefordert und ist in der Nacht zum am 31. Juli von einem Sammelpunkt in Vechta mit mehreren Fahrzeugen, u.a. mit einem Allrad-Bulli, ausgerückt. Am Vormittag konnte die Unterabschnittsleitung (UAL) für die Orte Dernau, Resch und Mariental übernommen werden, um den Katastrophenschutz-Stab vor Ort zu unterstützen.

„Unsere Führungsgruppe koordinierte die sanitätsdienstliche Absicherung der Bevölkerung, der Einsatzkräfte und der freiwilligen Helfer“, berichtet Patrick Bloem, Abteilungsführer der MTF06. Die Menschen im Schadensgebiet haben sich selber schnell organisiert, und viele Ehrenamtliche helfen bei den Aufräumarbeiten. „Da kommt es auch einmal zu kleineren Verletzungen“, sagt Christoph Keller, ärztlicher Leiter der bestellten MTF06.

Weiterhin wurde die grundmedizinische Versorgung erkundet und bewertet, und durch Kräfte des Sanitätsdienstes ein Zubringerdienst im Gebiet der zerstörten Infrastruktur installiert. Die MTF06 nahm dazu Kontakt zu den niedergelassenen Ärzt:innen und Apotheker:innen auf, und klärte ab, welche medizinischen Hilfsmittel zurzeit am Dringendsten benötigt werden (z.B. Medikamente oder Impfstoffe). „Ziel war es, eine annähernd normale, hausärztliche Versorgung herzustellen“, so Christoph Keller.

Mit den lokalen Krisenstäben, den Abschnittsleitungen und benachbarten Kräften wurde der weitere und zukünftige Bedarf an Versorgung (medizinisch, Lebensmittel, Trinkwasser, Hygiene o.Ä.) ermittelt und entsprechend koordiniert. „Ziel ist hier eine Rückführung in die Regelversorgung“, so Bloem. Eine mobile Arztpraxis des DRK steht in der Ortschaft Rech. Der Betrieb wird momentan durch Ärzt:innen des Krankenhauses ‚Maria Hilf‘ aus Bad Neuenahr sichergestellt. Ab Mitte August wird sich das Kollegium der niedergelassen Hausärzt:innen um den Betrieb kümmern. „Von Seiten des DRK haben wir hier eine 24h-Notfallversorgung über unseren Sanitätsdienst sichergestellt.“

Und dann ging es auch darum, aufgebaute Kommunikationsstrukturen weiter zu verfestigen, präsent zu sein und den Menschen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. „Wichtig war, dass man dort die Hand gereicht hat, wo es nötig war“, betont der Rotkreuz-Arzt.

„Am Morgen des 5. August wurden uns weitere Abschnitte zugeordnet, und der zuständige Einsatzraum noch einmal deutlich vergrößert“, berichtet Björn Steinfeld, stv. Abteilungsleiter der MTF06. Untergebracht wurde die Führungsgruppe in einem Außenlager eines ehemaligen Regierungsbunkers. „Auch für unsere Führungsgruppe waren es außergewöhnliche Bedingungen und eine Nachtruhe auf dem Feldbett“, ergänzt er. Abgelöst wurde am Nachmittag durch die Kolleg:innen der  MTF07 der Johanniter Unfallhilfe.

Als Geste der unmittelbaren Unterstützung wollte die Führungsgruppe zum Ende ihres Einsatzes einige Flaschen „Flutwein“ kaufen. Dieser Wein wurde von Deutschlands ältester Winzerei-Genossenschaft als Fundraising-Aktion zur Unterstützung der von der Flutkatastrophe betroffenen Winzer ins Leben gerufen. Doch es kam anders als geplant: Die DRK-Einsatzkräfte wurden eindringlich gebeten, den „Flutwein“ selber als Dank für ihre geleistete Arbeit und als ein Geschenk anzunehmen.

 

/acweller

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